Konzeption
und Moderation: Dr. Matthias zur Bonsen und Hannes Hinnen
Jecklin
Musikhaus ist ein Einzelhandelsunternehmen rund um das Thema Musik mit
120 Mitarbeitern und Standorten in Zürich und anderen großen
Städten der Schweiz. Zwei Jahre vor dieser Konferenz war eine Vision
erarbeitet und in einer zweieinhalbtägigen Konferenz mit allen
Mitarbeitern überarbeitet worden. Die frühere Konferenz hatte
einen spürbaren Energieschub ausgelöst. Doch dieser war nach
einiger Zeit wieder abgeflacht. Die Mitarbeiter sagten vor allem, daß
sie die Vision nicht in ihrem Portemonnaie spüren würden.
Und das stimmte in der Tat. Denn das Umfeld war sehr schwierig, der
Umsatz der gesamten Branche schrumpfte. Der Marktanteil von Jecklin
Musikhaus stieg zwar, doch in der schwierigen Marktsituation konnte
nur ein sehr kleiner Gewinn erzielt werden. Für die Mitarbeiter
blieb das Gehaltsniveau, das im Einzelhandel eh niedrig ist, ebenso
unbefriedigend. Eine zweite Konferenz sollte die Kraft der Vision -
trotz des geringen finanziellen Spielraums - erneuern. Der Geschäftsleitung
lag auch daran, Kundenorientierung und Begeisterung für die Aufgabe
nicht in die Mitarbeiter "hineinzutrainieren", sondern die
Mitarbeiter mit dem Daseinszweck und der Vision des Unternehmens und
einer lebendigen Gemeinschaft, die diese Vision teilt, zu verbinden.
Die Konferenz begann an einem frühen Sonntag abend mit allen Mitarbeitern
und vier Stunden gemeinsamer Arbeit. Am Montag und Dienstag setzte sie
sich mit jeweils der Hälfte der Mannschaft fort, so daß das
Geschäft weiterlaufen konnte.
Ablauf
der Konferenz
Einführung und Begrüßung
Die finanzielle Situation von Jecklin
Die Konferenz mußte mit diesem Thema beginnen, denn es galt,
allen Mitarbeitern die finanzielle Lage deutlich vor Augen führen.
Nach einer kurzen Darstellung der Daten und Fakten durch die Geschäftsleitung,
diskutierten die Tische, wieviel das Unternehmen eigentlich verdienen
müßte, um Investitionen wie die, die in den drei Jahren zuvor
getätigt worden waren, finanzieren zu können. Die präsentierten
Einschätzungen divergierten erwartungsgemäß stark. Die
Geschäftsleitung stellte ihre Antwort vor. Damit wurde klar, daß
der Gewinn deutlich höher sein müßte als bisher.
Danach zeigte die Geschäftsleitung drei grundsätzliche Wege
auf, wie ein Handelsunternehmen seinen Gewinn steigern kann (Umsatzsteigerung,
Kostensenkung, Margenerhöhung). Die Tische diskutierten, welcher
Weg der beste sei, und präsentierten ihre Überlegungen. Die
Geschäftsleitung legte ihre Ziele und Maßnahmen dar. Anschließend
folgte eine gemeinsame Reflexion.
Was wir von der GL brauchen
In einer kurzen Gruppenarbeit faßten die Tische zusammen,
was die Mitarbeiter von der Geschäftsleitung brauchen, um ihre
Arbeit besser erledigen zu können. Der Geschäftsführer
gab noch am Abend eine spontane Antwort. Nach Beendigung des ersten
Konferenztages wertete die Geschäftsleitung das Feedback aus und
antwortete am folgenden Morgen ausführlich.
Materielle Ziele und immaterielle Ziele für Jecklin und für
uns alle
Die Tischgruppen denken darüber nach, welches die "letztendlichen"
Ziele für ihr Unternehmen wie auch für sie als Mitarbeiter
in dem Unternehmen sind. Sie berücksichtigen sowohl materielle
wie immaterielle Ziele. Drei von zehn Tischen präsentieren ihr
Ergebnis, dann gehen alle herum, um die Ergebnisse der anderen Tische
zu lesen. Das Plenum reflektiert über die gemeinsamen "letztendlichen"
Ziele und inwieweit diese schon in der bestehenden schriftlichen Vision
berücksichtigt sind. Es wird beschlossen, daß nach der Konferenz
eine Mitarbeitergruppe die Vision daraufhin genauer überpüft.
Was die Facetten unserer Vision bedeuten
Jeder Tisch konkretisiert zwei Aussagen der Vision: was sie bedeuten,
wie sie umgesetzt werden sollten. Mit Klebepunkten werden werden die
wichtigsten Aussagen vom Plenum ausgewählt. Reflexion.
Geschichten erzählen
Jeder Tisch sucht nach einer erlebten Geschichte, die besonders
gut beschreibt, wie die Vision gelebt wurde und gelebt werden kann.
Jeder Tisch erzählt seine Geschichte im Plenum.
"Zehn Gebote" für den Alltag
Die Teilnehmer sitzen jetzt an Abteilungs- bzw. Standort-Tischen.
Die Abteilungen bzw. Geschäfte leiten für sich aus der Vision
"Zehn Gebote" ab. (Es müssen nicht genau zehn sein.)
Nach der Hälfte der Gruppenarbeit gehen alle herum, um sich von
den "Geboten" der anderen inspirieren zu lassen.
Konkrete Umsetzung in den nächsten Wochen
Die Abteilungs- bzw. Standort-Tische erarbeiten, was sie sich in
den nächsten drei Wochen konkret vornehmen. Dabei entstehen zum
Teil interessante neue Ideen.
Ein persönliches Zeichen setzen
Jeder Teilnehmer überlegt sich eine kleine, innerhalb der nächsten
14 Tage machbare "gute Tat", die dem Geist der Vision entspricht
und mit der er seinen Kollegen, Mitarbeitern und Chefs demonstrieren
will, daß ihm an der gemeinsamen Vision etwas liegt. Alle Teilnehmer
stehen zum Abschluß nacheinander auf und sagen, was sie tun werden.
Verabschiedung