Sparte
Analysentechnik der ABB Hartmann & Braun
Konzeption und Moderation: Dr. Matthias zur Bonsen und Jürgen Heinbokel
Die
Analysentechnik stellt Meß- und Regeltechnik-Komponenten und -Systeme
für den Anwendungsbereich "Gase" her. Die Sparte erhielt
etwa drei Monate vor der Konferenz eine neue Geschäftsleitung.
Zwei Monate vor der Konferenz wurden in einem Workshop mit ca. 20 Führungskräften
die strategischen Ziele für die Sparte erarbeitet. Das Ergebnis
war als Input für die RTSC-Konferenz gedacht. In dieser Konferenz
mit 60 Mitarbeitern sollten diese vor allem für zwei Ziele gewonnen
werden: (1) die Überarbeitung der Abläufe und (2) die Sanierung
des Systemgeschäfts. Die Abläufe waren über Jahre vernachlässigt
worden und erzeugten erhebliche Ineffizienzen, das Systemgeschäft
nahm im Markt an Bedeutung zu, war aber nicht profitabel. Die Planungsgruppe
wollte zusätzlich in der Konferenz die Kultur der Sparte zum Thema
machen, da sie auch hier große Mängel sah.
Ablauf
der Konferenz
Warming-up: Die Sicht von allen
Die Teilnehmer stellen sich an den Tischen gegenseitig vor und beantworten
sich dabei folgende Fragen:
o Was empfand ich in den letzten drei Jahren bei uns als besonders frustrierend?
o Was war mein schwierigstes Erlebnis bei uns in den letzten drei Jahren?
o Worauf bin ich bei EB H&B Analysentechnik stolz?
o Welche Herausforderungen sehe ich auf die EB H&B Analysentechnik
zukommen?
o Was wünsche ich mir als Ergebnis dieser Konferenz?
Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Antworten werden von den Tischen
herausgearbeitet und vorgestellt.
Zusammenarbeit Führungskräfte / Mitarbeiter - Analyse
Die Teilnehmer sitzen hier nach Hierarchieebenen getrennt und bearbeiten
folgende Aufgabe: Sammeln Sie Problempunkte, die in der Zusammenarbeit
zwischen Führungskräften und Mitarbeitern bei uns bestehen:
Wo Führungskräfte ungenügend führen. Und wo Mitarbeiter
nicht angemessen handeln. Wählen Sie für beide Gruppen die
zwei problematischsten Problempunkte aus und schreiben Sie diese auf
ein Flip. Die Ergebnisse werden präsentiert und diskutiert.
Zusammenarbeit Führungskräfte / Mitarbeiter - Spielregeln
erarbeiten
Wieder an gemischten Tischen erarbeiten die Teilnehmer vier Spielregeln
zu den zuvor identifizierten Problempunkten, je zwei, die nur für
Führungskräfte, und je zwei, die für alle gelten sollen.
Die Spielregeln werden mit Klebepunkten (jeder darf im ganzen Raum kleben)
gewichtet. Über das nachfolgende Mittagessen fassen die Moderatoren
das Ergebnis zu insgesamt acht Regeln (vier für Führungskräfte
und vier für alle) zusammen. Diese Regeln werden dann vorgestellt
und von der Teilnehmerschaft akzeptiert.
Die Sicht der Kunden
In dieser Konferenz wurden keine realen Kunden eingeladen. Stattdessen
erhalten die Teilnehmer die Zusammenfassung einer Marktstudie von einer
internationalen Markt-forschungsfirma, die sich im Meß- und Regeltechnikbereich
gut auskennt. Die Tische diskutieren diese Studie und erarbeiten, was
aus Sicht der Kunden die größten Defizite ihrer Sparte und
die wichtigsten Trends im Markt sind. Die Ergebnisse werden präsentiert
und diskutiert.
Die Ziele der Geschäftsleitung
Der Spartenleiter stellt die strategischen Ziele, die in einem Workshop
zwei Monate zuvor erarbeitet worden waren, vor. Die Tische diskutieren
darüber, überlegen sich Fragen und stellen diese der Geschäftsleitung.
Kommentierung der Ziele
Die Tische erarbeiten Korrekturen und Ergänzungsvorschläge
zu den Zielen der Geschäftsleitung. Diese werden mittels Punkte-kleben
von allen gewichtet.
Die strategischen Ziele überarbeiten
Am Abend überarbeitet die Geschäftsleitung die strategischen
Ziele unter Berücksichtigung der Vorschläge aller Teilnehmer.
Das Ergebnis wird noch in der Nacht geschrieben und für jeden fotokopiert.
Am folgenden Morgen liegt es auf jedem Platz und wird vom Spartenleiter
vorgestellt.
Veränderung fördern oder sabotieren
Da die Sparte Analysentechnik eine lange Geschichte des "Nicht-Durchführens"
von Veränderungen hat, bearbeiten die Tische am Morgen des zweiten
Konferenztages folgende (hier verkürzt dargestellte) Aufgabe: Formulieren
Sie jeweils eine Regel zu folgenden Fragen:
o Wie müssen wir handeln, um Veränderungen auch dieses mal
zu sabotieren?
o Wie müssen wir handeln, damit wir es dieses mal tatsächlich
schaffen?
Unsere Abläufe analysieren
In insgesamt drei Stunden wird der Kernprozess des Unternehmens
(von der Kundenanfrage bis zur Rechnungsstellung) analysiert. Die Tische
haben einzelne Abschnitte dieses Ablaufs (zum Teil für bestimmte
Produktlinien) zugeordnet bekommen. (Beispiel: Tisch 3, Auftragseingang
bis technisch und kaufmännisch geklärter Auftrag für
Systeme) Die Abläufe werden als Flußdiagramme auf Pinnwänden
dargestellt. Mit Post-its werden die Stellen markiert, wo regelmäßig
Probleme entstehen. Die Abläufe und ihre Probleme werden dem Plenum
präsentiert. Dadurch wird allen bewußt, daß hier dringend
etwas getan werden muß. Die Gruppen an den Tischen werden auch
nach der Konferenz weiterarbeiten, um die Soll-Abläufe zu entwerfen.
Systemintegration profitabel machen
Die Systemintegration, ein komplexer Teil des Geschäfts, der
alle Funktionen betrifft, muß künftig wesentlich wirtschaftlicher
arbeiten. Die Komplexität beginnt schon mit der Definition, daher
erläutern zwei interne Experten, was unter Systemintegration zu
verstehen ist.
Danach sammeln die Tische Themen, die bearbeitet werden müssen,
wenn das Systemgeschäft profitabler werden soll. Anschließend
melden sich (ähnlich wie in Open Space-Konferenzen) "Themen-Champions",
die eine Gruppe zu einem der von den Tischen erarbeiteten Themen "gründen"
wollen. Es sind zehn Champions, die sich melden und auf die sich dann
alle anderen Teilnehmer verteilen. Ein Thema "stirbt" wieder
mangels Interesse des Plenums. Die so enstehenden Freiwilligengruppen
arbeiten zwei Stunden und präsentieren dann ihre Ergebnisse. Auch
diese Gruppen bleiben nach der Konferenz bestehen und setzen ihre Arbeit
fort.
Schlußrunde und Verabschiedung