Für
die Open Space-Konferenz in Witzenhausen am 16. 03. 02
Dr.
Gerhard Rothhaupt
Visionen und
Wege
Rosdorfer Weg 7
37073 Göttingen
Diese
Geschichte wurde zu Beginn Einer Open Space-Konferenz mit Bürgern
der Stadt Witzenhausen vom Bürgermeister verlesen. Die Bilder wurden
während der Konferenz immer wieder aufgegriffen.
Es
war einmal ein Königreich namens Weroland. Weroland lag wunderschön
inmitten von Hügeln, saftigen Wiesen, fruchtbaren Äckern und
blühenden Bäumen. Ein Fluss verband das kleine Königreich
mit der Welt.
Die Zeit waren gut, die Ernte reich und die Schatzkammern des Reiches
wohl gefüllt. Aus aller Welt kamen junge Menschen in das Land,
um an der berühmten Schule der Hauptstadt zu lernen. Viele von
ihnen blieben und bereicherten das Land mit ihrer Energie und ihren
Ideen.
Zwar gab es Kämpfe und Streitereien. Es gab Zerwürfnisse und
unterschiedliche Begehrlichkeiten. Doch weil die Zeiten guten waren
und der König und seine Berater gerechte Menschen, konnten alle
Bedürfnisse erfüllt werden. Der königliche Apparat wuchs
dabei und übernahm immer mehr Aufgaben. Die Bürger lehnten
sich zurück wie nach einem feudalen Mahl. Und so floss das Leben
beschaulich und zufrieden dahin.
Nur wenige bemerkten die dunklen Wolken am Himmel. Warnungen wurden
als Kassandrarufe abgetan. Währenddessen blieben die ersten Ernten
aus und der Schatzmeister verkündete eines Tages, dass die Schatzkammern
zur Neige gingen. Man hatte sich sogar schon Gold von benachbarten Königreichen
geliehen.
Jetzt brach ein Hauen und Stechen los unter den Bewohnern des Landes.
Jeder wollte seine Privilegien und liebgewonnenen Annehmlichkeiten schützen.
Gefangen in der Angst zu verlieren, wurden viele sinnvolle Ansätze
verhindert. Die Ältestenversammlung war zerstritten und auch der
König wurde immer stärker zum Ziel von Angriffen.
Indessen verschlechterte sich die Situation zunehmend und immer mehr
Menschen zogen sich zurück. So legte sich der Nebel der Lähmung
über das Land. In diesem Nebel wollte keiner losgehen und nach
neuen Ufern suchen. Die es versuchten wurden von den Anderen und ihren
eigenen Ängsten zurückgehalten.
So kam es dass die Menschen immer häufiger zusammensaßen
und sagten: "Wir brauchen wieder einen großen Magier, der
uns aus dem Nebel herausführt, so wie es in unserem heiligen Buch
geschrieben steht. Einmal als sie wieder so zusammen saßen, hörte
das Mädchen Sorinna zu. Sie wurde immer unruhiger. Schließlich
stand sie auf und rief: "Wir brauchen nicht länger zu warten,
wir alle sind Zauberer, wenn wir nur wollen." Stille war im Raum
und alle blickten erstaunt auf Sorinna.
Das war ungeheuerlich, was sie sagte und die ersten hoben an, das Mädchen
zu verlachen. Da meldete sich eine stille Frau zu Wort: "Sorinna
hat Recht", sagte sie leise und bestimmt. "Erinnert ihr Euch
noch an die Zeit nach dem großen Sturm? Alles war zerstört
und viele von uns waren verzweifelt. Aber wir haben zusammen geholfen
und das Land wieder aufgebaut. Schöner und klüger als je zuvor!"
Zustimmendes Murmeln war zu hören. Langsam erhob sich der alte
Janis. Er hatte viel erlebt in seinem langen Leben und er genoss hohes
Ansehen. Seine Augen leuchteten als er zu sprechen begann. "Erinnert
euch doch an all unsere Gaben!" rief er beschwörend. "Wir
leben in einer wunderschönen Landschaft, wir haben Menschen mit
vielen unterschiedlichen Begabungen. Unser Land ist in der ganzen Welt
bekannt für seinen Ideenreichtum. Schon oft haben wir etwas gewagt,
was keiner für möglich hielt und immer hat es sich gelohnt.
Lasst uns diese Tradition pflegen. Die Männer und Frauen in der
Runde nickten zustimmend und nachdenklich. "Laßt uns aufbrechen
und zum König gehen!" fuhr Janis mit fester Stimme fort. "Er
soll eine große Versammlung einberufen für alle Bewohner
des Landes. Dort wollen wir uns gemeinsam beraten, uns unserer Ideen
besinnen und gemeinsam mit unseren Freunden und Feinden an unserer Zukunft
bauen."
So wurde es gemacht. Die Versammlung wurde einberufen und die Bewohner
kamen aus allen Landesteilen. Alte Feindschaften und Vorurteile wurden
beiseite geschoben. Und so entstanden Ideen und Projekte die keiner
allein sich ausdenken konnte. Es wurden verschiedene Wege aus dem Nebel
der Lähmung und dem Sumpf der leeren Schatzkammern erkennbar. Viele
Ideen ließen sich nicht oder nur schwer umsetzen. Viel Arbeit
erwartete die Bewohner, aber alle spürten, dass es sich lohnte.
Und so wurde die Versammlung der erste Schritt auf dem Weg in eine reiche
und glückliche gemeinsame Zukunft.